Viele Menschen wünschen sich, Gedanken zu lesen und übersehen, dass sie es bereits täglich tun. Die Frage ist also vielmehr: Wie kann man Gedanken lesen verfeinern? Lies hier meine praktische Anleitung.
Ohrschnuller rein, zurücklehnen und entspannen. Geniesse diesen Blogbeitrag über «Wie kann man Gedanken lesen?» auditiv – von mir gelesen.
«Ist sie sauer auf mich?», «Findet mich der Typ gut, den ich date?», «Ist meine Chefin stolz auf mich?» Ich meine, wir alle kennen solche Fragen und die dazugehörigen Gedankenkreise im Kopf. Ich glaubte, die Antworten würden Ruhe im Kopf bringen, heute weiss ich es besser.
Jedenfalls wünschte ich mir sooft, die Antworten einfach auf der Stirn des Gegenübers abzulesen. Die Frage: «Wie kann man Gedanken lesen?» liess mich nicht mehr los. Ich tauchte ein in das Thema, las 20+ Bücher, schaute Videos und hörte Podcasts. Nach der Hälfte wiederholte sich das meiste. Ich forschte weiter, um sicherzugehen. Das Resultat ist dieser Leitfaden als praktische Antwort auf die Frage, wie man Gedanken lesen kann.
Gedanken lesen beginnt beim Körpersprache Lesen. Folglich bildet die Körpersprache den Kern dieses Blogbeitrags. Je mehr ich mich mit dem Thema Gedanken lesen beschädigte, desto deutlicher wurde: «Wie kann man Gedanken lesen?» ist die falsche Frage. Folglich, für die eilige Leserin/ den eiligen Leser: Du kannst getrost direkt zum letzten Kapitel springen.

Wir alle lesen täglich Gedanken
Empathie bedeutet, ich kann mich in mein Gegenüber einfühlen. Dafür lese ich die Gefühle des anderen an seiner Körpersprache ab. Wenn ich das Gefühl erkannt habe, fühle ich mich ein und damit kann ich einfach nachvollziehen, was die Person denkt:
- Wenn ich bei einer Person Trauer erkenne, wird sie eher denken: «Ich bin traurig» als «Ich bin glücklich».
- Wenn ich bei einer Person Stress erkenne, wird sie eher «Wie komme ich hier schnell weg?» denken als «Ach, hier ist es mir wohl, ich bleibe noch».
- Wenn die Person im Gespräch plötzlich die Arme verschränkt und mit dem Oberkörper leicht zurückgeht, wird sie eher «Ich bin nicht einverstanden» denken als «Wir beide sind auf der genau selben Wellenlänge».
- Wenn meine Gesprächspartnerin sich ständig im Raum umsieht, ihr Handy prüft und die Fingernägel kontrolliert, wird sie eher «Langweilig, ich will gehen» denken als «Welch ein spannender Erzähler, ich könnte stundenlang zuhören».
Damit sei bewiesen, dass wir alle bereits täglich Gedanken lesen. Es sei denn, du gehörst zu dieser Sorte:
«Sie interviewte einmal einen Psychopathen. Sie zeigte ihm das Bild eines schreckenverzerrten Gesichts und forderte ihn auf, das Gefühl zu benennen, das zu sehen war. Er sagte, er wisse nicht, welches Gefühl dies sei, aber es sei genau der Gesichtsausdruck, den die Menschen zeigten, bevor er sie tötet.» (Jon Ronson, 2012, S. 17)
Die grundlegenden Skills haben wir alle und können sie durch Anwendung verfeinern – Use it or loose it! Folglich sollten wir nicht fragen: «Wie kann man Gedanken lesen?», sondern: «Wie lese ich Gedanken?»
Kann man Gedanken lesen? Die 4 Grundannahmen
Wie gesagt, zog ich mir 20+ Bücher, Artikel, Videos, Podcasts rein. Mein Fazit daraus ist: Es gibt 4 Grundannahmen zu verstehen, der Rest ergibt sich aus logischen Ableitungen.
1. Ausdruck der Seele
Die Körpersprache lesen ist das Verstehen des Ausdrucks der Seele. Sie ist damit unbewusst immer ehrlicher als das Gesprochene.
2. Menschenkenntnis = Selbsterkenntnis
Das Gegenüber ist immer der Spiegel unserer selbst. Um die Menschen besser zu verstehen, müssen wir uns selbst verstehen. Selbstreflexion gelingt besonders gut im Schreiben.

«Mein eigener Fortschritt ist unzertrennlich mit dem Fortschritt der anderen verbunden.»
3. Selbst zurücktreten
Beim Lesen der Körpersprache anderer nehme ich mich selbst für einmal zurück. Ich beobachte, während die Person spricht, anstelle zu überlegen, womit ich ihr das Wort abschneide. Ich beobachte, anstelle zu hören, was sie sagt – die gewählten Worte sagen ohnehin wenig aus und wenn dann kaum die Wahrheit.
4. Nachmachen
Um beobachtete Signale der Körpersprache wie Körperhaltungen, Mimik und Gestik, Gangart, Sitzart oder Stand zu verstehen, mache ich sie einfach selbst nach und spüre am eigenen Leib, was sie bedeuten.
Wie fühlt es sich an?
- Aktiv oder passiv
- offen oder verschlossen
- zugewandt oder abgewandt
- leicht oder schwer
- fröhlich oder schwermütig
Dieses Nachmachen und Nachspüren tun wir in unterschiedlichen Kontexten. Lässig breitbeinig lümmeln fühlt sich zu Hause auf der Couch anders an als bei der Chefin im Büro.
Damit lernen wir uns selbst kennen, können unsere eigene Körpersprache lesen und damit verstehen wir automatisch und gleichzeitig die Körpersprache des Gegenübers.
Exkurs: Schreiben wie Goethe und was das mit unserer Frage: «Wie kann man Gedanken lesen?» zu tun hat
Goethes Texte lese ich mehrfach, ohne Langeweile. Je nach Befindlichkeit und Tageslicht identifiziere ich mich mehr mit dem einen oder anderen Charakter der Geschichte. Warum ist das so? Goethe hatte Menschenkenntnis. Er verstand es, die menschlichen Regungen zu beobachten, sie zu verstehen und in seinen Geschichten zu beschreiben. Es gelang ihm, seinen Hauptfiguren einen spürbaren Charakter mittels der authentischen Beschreibung von Körpersprache, Gefühlsausdrücken, Mimik und Gestik zu verleihen. Er kannte die seelischen Abgründe des Menschen, wie sich vereitelte kindliche Bedürfnisse im Erwachsenenkörper ausdrücken und Beziehungen prägen. Ich meine, es gibt nur eine Möglichkeit, all das echt und authentisch zu beschreiben: Indem man es selbst erlebt, es am eigenen Leib beobachtet und erforscht. Indem man Selbstbeobachtung in der Begegnung mit Mitmenschen betreibt:
- Was fühle ich?
- Was rieche ich?
- Was höre ich?
- Was sehe ich?
- Was schmecke ich?
Daraus behaupte ich:
- Wer mitreissend schreiben will, braucht Menschenkenntnis.
- Übung: Mit Free Writing kommst du schnell und einfach in die Übung. Lies meinen Blogbeitrag dazu hier: Free Writing – Ewig im Schreibfluss
Im Blogbeitrag Spannende Geschichte schreiben – Leitfaden und Beispiele vertiefe ich das Thema: Ich erkläre dir die psychologischen Aspekte der literarischen Spannung, wie die Umsetzung mit dem Selbstbeobachtungs-Trick einfach gelingt und 4 Beispiele, wie ich Spannung in eine Geschichte bringe.
Gedanken lesen beginnt bei der Körpersprache
Beim Erkennen, Beobachten und Verstehen der Körpersprache gehen wir vom Augenscheinlichsten zum Detail und von unten nach oben vor.
Vom Augenscheinlichsten zum Detail
Die Baseline:
Das Körpersprache-Lesen ist individuell, wobei jeder Mensch eine gewisse Baseline zeigt. Die Baseline steht für das Normalverhalten einer Person und zeigt uns ihre Persönlichkeit. Körpersprachliche Signale sind Abweichungen von der Baseline und damit ein bedeutungsvolles Indiz. Je mehr Signale in dieselbe Richtung deuten (Cluster), desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass die Richtung stimmt.
Die Interpretation anhand eines einzigen Signals ist Stereotypisieren. Die Fachpersonen dafür treffen sich am Stammtisch.
Bitte entschuldige mir dieses Stereotyp – zur Frage: «Wie kann man Gedanken lesen?»
Die neutrale Körperhaltung
(Samy Molcho, 2013)
Wir nehmen die neutrale Körperhaltung als Referenz. Bei der neutralen Körperhaltung steht alles von Fuss bis Kopf übereinander. Ohne Anstrengung oder Verspannung, ganz natürlich gehalten und ausbalanciert durch das Wechselspiel zwischen Anziehungs- und Schwerkraft. Eine natürlich aufrechte Körperspannung, nicht zu viel und nicht zu wenig, einfach genau richtig.

Körpersprache lesen: Neutrale Körperhaltung
Betonungen einer Körperseite
- Linke Körperhälfte = Emotional
- Rechte Körperseite = Rational
Zeigt uns die Person ihre weiche oder harte Seite?
(Nadine Kmoth, 2003)
- Weiche (Innen) Seite:
- Gesicht
- Hals
- Brust
- Innenarm
- Handfläche
- Bauch
- Genitalien etc. Du erkennst das Muster?
- Harte (Aussen) Seite:
- Hinterkopf
- Nacken
- Schulter
- Aussenarm
- Ellbogen
- Handrücken
- Po etc. Du erkennst das Muster?
Körpersprache lesen – Sind die Füsse wirklich am ehrlichsten?
Dirk W. Eilert (2020) ordnete die besondere Ehrlichkeit der Füsse als einen Mythos ein. Er meint, dass die Füsse und Beine über verzweigte Nervengeflechte angesteuert werden und folglich die Emotionalität schwächer bzw. indirekter widerspiegeln als etwa die Mimik, der Kopf oder die Schultern.
Vielleicht gelten die Füsse und Beine am ehrlichsten, weil sie am weitesten weg sind von unserem Bewusstsein, wir uns selten bis nie darum kümmern, worüber sie gerade sprechen. Es liegt uns mehr daran, das Gesicht zu wahren.
Die folgende Visualisierung von Eilert (2020) zeigt eindrücklich die Verteilung der Forschungsleistungen innerhalb der letzten 30 Jahre auf die Themen Mimik, Gestik, Körperhaltung und Fuss- und Beinverhalten:

Offenkundig ist die Mimik der am besten untersuchte Bereich des körperlichen Ausdrucks. Im Vergleich dazu wurde das Fuss- und Beinverhalten kaum beachtet. Wenn ich dieses Verhältnis betrachte, erscheint mir die Behauptung, die Füsse seinen am ehrlichsten, etwas voreilig.
Fussstellung:
(Nadine Kmoth, 2003)

Körpersprache lesen: Fussstellung
- +/- parallel = neutral, zielstrebig
- Ausgedrehter Charlie-Chaplin-Gang = unentschlossen, wankelmütig
- Eingedreht = blockiert, gehemmt, gebremst
Stand und Stehen

Körpersprache lesen: Stand und Stehen
- Beine zusammen = verschlossen, wenig Raum einnehmen, zurückhalten, frieren
- Beine breit = selbstbewusst, Imponiergehabe, Raum einnehmen/markieren, Erwartungshaltung
- Beine überkreuzt = verknotet, Toilettendrang, Schutz, verweilen (eingeschränkte Reaktions- und Bewegungsfähigkeit)
- Stand/- Spielbein = Man wünscht sich in die Richtung, wie der Spielbein-Fuss zeigt
Gehen

Körpersprache lesen: Gehen
- Schrittlänge = kurz (unsicher, zurückhaltend) oder lang (zielstrebig, wagemutig)
- Tempo = zackig oder gemächlich
- Heben = Knie hochziehen oder schlurfen
- Tragen des Fusses = kurz oder lang
- Abstellen des Fusses = Wie auf Eiern gehen oder lautstark, unüberhörbar
- Hüfte = nach vorn oder hinten gekippt, seitlich eingeknickt, Catwalk
- Oberkörper nach vorn: von etwas weg laufen oder schneller sein wollen als können
- Oberkörper nach hinten: auf etwas zu laufen oder den Beinen nicht folgen wollen
Sitzen

Körpersprache lesen: Sitzen
- Breit oder schmal = analog stehen
- Auf der Kante = kurz verweilen, bereit aufzustehen
- Lang machen = Raum einnehmen/markieren, distanzieren/zurückhalten
- Überkreuzt = verweilen, wohlfühlen
- Schienbein horizontal = Barriere
- verknotet = Schutz, verklemmt
Gesten

Körpersprache und wie kann man Gedanken lesen: Gesten
- Oberes drittel = offen, vertrauensvoll
- mittleres drittel = neutral, untermalen des Gesprochenen
- unteres Drittel = negativ, drohend
- Runde oder eckige Gesten
- offene Hand, Zeigefinger, Mittelfinger, Faust
Kopf

Körpersprache lesen: Kopf
- Gerade = neutral
- Seitwärts = vertrauen, zuhören
- Oben = Hochnäsig, drohen, provozieren
- unten = zurückziehen, Schutz, unterwürfig
- vorn = Ausschau halten, wissen wollen,
- hinten = distanzieren, Vorsicht,
Mimik
Für die Beantwortung der Frage «Wie kann man Gedanken lesen?» ist mitunter die Mimik aussagekräftig, birgt jedoch das meiste Potenzial für Fehlinterpretation. Studien zeigen, dass gerade mal 60% der Gefühle mittels der Mimik korrekt verstanden werden.
In besonderem Mass erkennen wir in den Gesichtsausdrücken die Emotionen der Person. In der Mimik kann ich jedoch gleichfalls am einfachsten Emotionen unterdrücken oder fälschen.
Ich gehe hier nicht weiter auf das Thema Mimik ein, es würde den Rahmen sprengen und zumal es detaillierte Ausführungen in Büchern zur Vertiefung gibt.
Ich will dir den READ-Test empfehlen, den ich als sehr unterhaltsam und aufschlussreich empfand:

Das versprochene Resultat erreicht leider nie mein E-Mail-Postfach. Spass machte es dennoch.
Symbolik beim Lesen der Körpersprache
(Bernhard P. Wirth, 2004)
Wir Menschen denken und sprechen in Symbolen. Viele der Körperteile haben einen symbolischen Wert, welcher oft unbewusst im Sprechen transportiert wird. Gleichzeitig erzählt uns die Betonung bzw. Schmerz, Beschwerden etc. eines Körperteils etwas über die Person und ihre aktuellen Themen. Ein weiteres aussagekräftiges Puzzleteil auf dem Weg zur Beantwortung meiner Frage: «Wie kann man Gedanken lesen?»
Die folgende Auflistung wird dich kaum überraschen, denn sie sind eigentlich ganz logisch, bloss ein wenig in Vergessenheit geraten:
- Haar = Freiheit, Antennen, Macht
- Gesicht = Visitenkarte, Spiegel der Stimmungen
- Stirn = Geisteskraft
- Augen = Spiegel der Seele, Einsicht und Aussicht
- Nase = Dominanz, Macht, Stolz
- Mund = Ein- und Ausgang, Ausdruck
- Lippen = Sinnlichkeit
- Zähne = Härtester Teil, Waffe
- Kinn = Wille, Zielstrebigkeit, Trotz
- Ohren = Empfangen, Gehorchen
- Hals = Empfindlicher Bereich, «Den Hals umdrehen», Geizhals
- Schulter = Tragen die Last des Lebens, «Kalte Schulter», «Schulter an Schulter gehen.»
- Rücken = Aufrichtigkeit, Rückhalt geben, Rückgrat haben
- Schultergelenk = Bewegungsfreiheit
- Ellbogen = Durchsetzungsvermögen
- Hände = Geben und nehmen, ergreifen, begreifen
- Handflächen = Ehrlichkeit, Offenheit, Hilfe annehmen
- Daumen = Dominanz, Gegenpol zu den anderen Fingern
Zwischenfazit zur Frage: «Wie kann man Gedanken lesen?»
Wir lesen ständig Gedanken
Tatsächlich konnte ich dir keine Antworten geben – ich sorgte dafür, dass du dich erinnerst: dass du schon immer und ständig Gedanken liest. Es passiert natürlich und ganz selbstverständlich. Wir wissen aus der nonverbalen Kommunikation, dass unter 50% der Botschaft über das gesprochene Wort vermittelt wird, der grosse Rest passiert nonverbal über das Körpersprache-Lesen. Würdest du keine Gedanken lesen können, hättest du nur die Hälfte deines Lebens verstanden!
Dieser Leitfaden bietet dir lediglich einige Anhaltspunkte, um dir das Lesen der Körpersprache mehr und mehr ins Bewusstsein zu bringen, es systematisch zu üben und daraus folgernd zu verfeinern.
«Use it, or loose it.»
Beantwortung der zu Beginn gestellten Fragen
Die Frage «Wie kann man Gedanken lesen?» resultierte aus dem Bedürfnis heraus, Antworten auf die ganz alltäglichen Fragen des menschlichen Lebens zu erhalten:
- «Ist sie sauer auf mich?»
- «Findet mich der Typ gut, den ich date?»
- «Ist meine Chefin stolz auf mich?»
Diese Fragen wiederum gründen sich in zwei Arten von Unsicherheit:
- Die gelesene Körpersprache und das gesprochene Wort stimmen oft nicht überein. Wir täuschen, verheimlichen oder lügen beim Sprechen, aus Scham, Schuld oder weil wir die Meinung anderer über unsere eigene stellen. Weil wir unsere Körpersprache zu wenig bewusst sind und sie daher zu wenig kontrollieren können, spricht sie die Wahrheit, während wir verbal lügen: In mehreren Situationen beobachtete ich eine Frau und sie mich – ihre Körpersignale standen auf Grün. Als ich sie ansprach, wies sie mich zurück, was entsprechend irritierend war. Unbewusst zeigte sie Interesse, rational folgte sie diesem jedoch nicht.
- Mangelnde Selbstsicherheit und Minderwertigkeitsgefühle veranlassen uns, uns permanent im Aussen zu bestätigen. Damit entfremden wir uns mehr und mehr von uns selbst. In einer Begegnung mit Luca erzählt er, wie es sich anfühlt, ein fremdes Leben zu leben. Seine Geschichte zeigt auch, wie er seinen Minderwertigkeitsgefühlen begegnet und sie schliesslich überwindet. Die gesamte Geschichte kannst du in meinem Blogbeitrag Spannende Geschichten schreiben – Leitfaden und Beispiele im Kapitel 3.2.2. nachlesen.
«Wie kann man Gedanken lesen?» ist die falsche Frage
Ich erlebte, dass es mich nicht beruhigte, zu wissen, was meine Nachbarin, mein Date oder meine Chefin denken. Die Lösung für die Frage: «Wie kann man Gedanken lesen?» wird meine Minderwertigkeitsgefühle niemals beantworten. Die einzig wichtige Frage ist: Woher kommt mein negatives Selbstkonzept und was kann ich tun?
In einem Moment meines Lebens begegnete ich der Frage: «Darf ich tun, was ich will oder muss ich tun, was die anderen wollen?» Ich erforschte, was ich eigentlich tun will. Als ich es wusste, rückte ich es mehr und mehr ins Zentrum meines Lebens. Meine Leidenschaft ist das Schreiben und mit dem Beginn dieses Blogs anerkannte ich meine Leidenschaft endgültig und entschloss mich, sie auszuleben, sie auszudrücken und mit der ganzen Welt zu teilen.
Ich will, dass auch du deine Leidenschaft ausleben, sie ausdrücken und die Welt damit begeistern kannst. Genau dafür habe ich meine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum kompletten Blogbeitrag erschaffen. Damit ist bloggen so einfach wie noch nie. Entscheide dich noch heute, Blogger:in zu werden und endlich DEIN Leben zu leben!
Kompletten Blogbeitrag schreiben 2025: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Bloggen war noch nie so einfach. Ich erzähle dir unverhüllt alle Einzelheiten für das Blogbeitrag Sc…
Cold Reading und Suggestion
Damit will ich weitere Antworten auf die Frage: «Wie kann man Gedanken lesen?» ins Feld führen.
Anstelle die Gedanken der Menschen ad hoc zu lesen, kann ich den Menschen zuerst einen Gedanken suggerieren. Folglich weiss ich, was der Mensch denkt, weil ich ihn zuvor dazu brachte, das zu denken, was ich will.
Damit verleihe ich den Eindruck, etwas zu wissen, ohne es tatsächlich zu wissen. Diese Technik wird auch Cold Reading genannt und meint im Grunde: Ich liefere allgemeine Worte, meinem Gegenüber die persönliche einzigartige Bedeutung.
Gedanken lesen mittels Suggestion
Im Buch von Timon Krause (2018) geht es ebenfalls um die Frage: «Wie kann man Gedanken lesen?». Er beschreibt darin den Begriff der «Hypnotischen-Kette». Das Schema ist wie folgt:
Beispiel 1:
- Je mehr du [A], desto [B]
- Je aufmerksamer du diese Worte liest, desto deutlicher verspürst du den inneren Wunsch, selbst einen Blog zu beginnen.
Beispiel 2:
- Wenn [A], dann [B]
- Wenn du deine beträchtlichen persönlichen Fähigkeiten endlich zu deinem Vorteil nutzen willst, dann werde noch heute Blogger:in.
Die Aussage [A] muss notwendigerweise den erlebbaren Tatsachen entsprechen, um Vertrauen zu schaffen und die Bereitschaft zur Annahme des zweiten Teils [B] zu erhöhen.
Beim ersten Beispiel sage ich: «Je aufmerksamer du diese Worte liest, desto …». Dies einspricht 100% der Wahrheit, weil du ja lesen musst, um das zu lesen. Wenn du sprichst, kannst du sagen: «Je aufmerksamer du meinen Worten lauschst, desto …».
Gedanken lesen mit dem Barnum-Effekt
«Wie kann ich Gedanken lesen?» können wir auch mit dieser Technik beantworten:
Beim zweiten Beispiel nutze ich den Barnum-Effekt (synonym Forer-Effekt). Der Psychologe Bertram R. Forer (1949) unternahm ein Experiment, in dem er Studenten einen Persönlichkeitstest bewerten liess. Auf Grundlage der Ergebnisse beschrieb er das Phänomen:
«Minimum correspondence with self-evaluation seems to encourage acceptance of a total diagnosis, although specific statements are evaluated more cautiously.»
Eine dieser 13 Aussagen aus dem Experiment lautet: Du hast beträchtliche Fähigkeiten, die du noch nicht zu deinem Vorteil nutzt. Dieses integrierte ich im zweiten Beispiel. Hier eine Liste aller Barnum-Statements:

Verwendete Literatur
Eilert, Dirk W. (2020). Körpersprache Entschlüsseln & Verstehen. Die Mimikresonanz-Profibox. Paderborn: Junfermann.
Forer, B. R. (1949). The fallacy of personal validation: a classroom demonstration of gullibility. The Journal of Abnormal and Social Psychology, 44(1), 118–123. https://doi.org/10.1037/h0059240
Kmoth Nadine (2003). Körperrhetorik. Eine Anleitung zum Gedankenlesen und -zeigen. Landsberg – München: mvg Verlag.
Krause, Timon (2018) Du bist Mentalist! Wer Gedanken liest, ist klar im Vorteil. Campus Verlag.
Molcho, Samy (2013). Körpersprache. Wilhelm Goldmann.
Pease Allan, Pease Barbara (2017). The Definitive Book of Body Language. How to read others‘ attitudes by their gestures. Orion Publishing Group.
Ronson Jon (2012) Die Psychopathen sind unter uns. Eine Reise zu den Schaltstellen der Macht. J. G. Cotta’sche Buchhandlung.
Wirth, Bernhard P. (2004). Krankheit – Schicksal – Heilung. Über 500 verschlüsselte Botschaften unseres Körpers und unseres persönlichen Lebens. F. Hirthammer.